Ödön Josip von Horváth entstammte dem ungarischen Kleinadel und wurde am 9. Dezember 1901 in Fiume, dem heutigen Rijeka (damals ungarisch, heute kroatisch), geboren. Als Sohn eines Diplomaten wurde Ödön liberal und weltoffen erzogen. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Belgrad, Budapest und München und legte nach dem Ende des Ersten Weltkriegs seine Reifeprüfung in Wien ab.
Danach studierte Horváth zwei Jahre in München unter anderem Germanistik und Theaterwissenschaften. In diese Zeit fiel 1922 seine erste Buchveröffentlichung: »Das Buch der Tänze«, von dem er sich jedoch später distanzierte.
Die Inflation in Deutschland, die 1923 ihren Höhepunkt erreichte, war für Horváth ein Phänomen, mit dem er sich in seinem literarischen Werk immer wieder auseinandersetzte. Unter ihrem Eindruck begann er seine intensive schriftstellerische Tätigkeit. Neben dem ersten vollendeten Schauspiel »Mord in der Mohrengasse« entstanden 1923 die »Sportmärchen«.
Ab 1923 hielt Horváth sich regelmäßig in Berlin auf. Im Jahre 1924 kaufte Horváths Familie ein Haus in Murnau am Staffelsee, wohin sich der junge Autor in den folgenden Jahren immer wieder zurückzog. Am Beispiel dieser damaligen Hochburg des Nationalsozialismus in der bayerischen Provinz beobachtete Horváth mit Sorge die politischen Veränderungen. Seine Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus schlugen sich in seinen Werken nieder, als Beispiele seien »Sladek« (1929), das Volksstück »Italienische Nacht« (1931) oder sein Roman »Jugend ohne Gott« (1938) genannt.
Seinen Durchbruch erlebte Horváth 1929 mit den Uraufführungen von »Sladek« und »Bergbahn«. Seine größten Erfolge waren 1931 und 1932 die Uraufführungen von »Italienische Nacht«, »Geschichten aus dem Wiener Wald« und »Kasimir und Karoline«. Im Herbst 1931 erhielt er auf Vorschlag von Carl Zuckmayer den renommierten Kleist-Preis.
Die Uraufführung von Horváths Stück »Glaube Liebe Hoffnung« konnte wegen der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 nicht mehr stattfinden. Der Autor verließ Deutschland und ging nach Österreich. Von den neuen Machthabern verunglimpft, bemühte Horváth sich trotzdem, Konflikten mit ihnen aus dem Weg zu gehen. Selbst nach der öffentlichen Verbrennung seiner Bücher stellte er 1934 den Antrag auf Aufnahme in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller. Aus heutiger Sicht erscheint Horváths Verhalten politisch und moralisch fragwürdig. Auf der Suche nach möglichen Beweggründen kam die Forschung jedoch zu keinen eindeutigen Ergebnissen.
In den Jahren 1935 bis 1937 arbeitete Horváth unter dem Pseudonym H. W. Becker an verschiedenen Filmprojekten. Er war als Co-Autor am Drehbuch zur Verfilmung von Johann Nestroys »Einen Jux will er sich machen« beteiligt und schrieb unter anderem die Drehbücher zu »Buchhalter Schnabel« und »Rendezvous in Wien«. Seine Romane »Jugend ohne Gott« und »Ein Kind unserer Zeit« erschienen 1938 in einem Amsterdamer Exilverlag und wurden von den Nazis auf die »Liste der schädlichen und unerwünschten Literatur« gesetzt.
Als Hitlers Truppen im März 1938 in Wien einmarschierten, verließ Horváth die Stadt und kam über Budapest und Amsterdam nach Paris. Er hatte bereits ein Affidavit für die USA, als er am 1. Juni 1938 auf den Champs-Elysées von einem herabstürzenden Ast erschlagen wurde. Der Schriftsteller wurde unter Anteilnahme prominenter Kollegen zunächst in Paris beigesetzt. Im Jahre 1988 wurden seine sterblichen Überreste nach Wien gebracht und auf dem Zentralfriedhof bestattet.